ESSSTÖRUNGEN

Auffallende Essgewohnheiten müssen nicht zwingend eine Essstörung sein. Oft sind aber die Grenzen fliessend. Deshalb sollte man aufmerksam sein und Symptome wahrnehmen.

WIE BEGINNT EINE ESSSTÖRUNG?

Ernstnehmen solltest du, wenn sich alle Gedanken nur noch ums Essen drehen und du aus Angst zuzunehmen Kalorien panisch zählst. Oder wenn Essen ein ständig schlechtes Gewissen verursacht, sodass spontanes Geniessen fast unmöglich wird. Oder wenn du dich wiederholt quer durch den Kühlschrank futterst, kein Gefühl für Hunger oder Sattsein spürst und dich danach schlecht fühlst. Oder wenn alles, was mit Essen zu tun hat, grundsätzlich mit Stress verbunden ist und dich unentspannt macht, du aus dem Grund die Nahrungsaufnahme vermeidest.

WIE REAGIEREN?

Die Gründe, wie es zu einer Essstörung kommen kann sind unterschiedlich. Oft sind Essstörungen eine Reaktion auf Dinge, die tief drinnen wehtun, oder auf eine Situation, mit der du nicht zurechtkommst. Damit du nicht in eine gefährliche Spirale gerätst, ist es wichtig, dass du mit einer Vertrauensperson sprichst. Das könnte z.B. dein Hausarzt oder deine Hausärztin sein, die dich vielleicht seit deiner Kindheit kennen. Sie sind an die ärztliche Schweigepflicht gebunden, hören dir zu beraten dich. Auch bei der auf Essstörungen spezialisierten Fachstelle www.aes.ch kannst du anrufen und dir ein erstes Bild machen – auf Wunsch auch anonym. Getrau dich, Hilfe zu organisieren.

JEMAND ANDERES IST BETROFFEN

Vielleicht siehst du bei einem Jungen in deinem Bekanntenkreis, deiner besten Freundin oder deiner Schwester ein Verhalten, das auf eine Essstörung hindeutet. Du machst dir Sorgen. Das solltest du vorsichtig und auf alle Fälle unter vier Augen und in einem ruhigen Moment ansprechen. Am einfachsten gelingen solche Gespräche, wenn du in Ich-Form deine Sicht schilderst, sagst, dass du dir Sorgen machst. Am besten hörst du auch aufmerksam zu. Anschliessend könntest du auf Fachstellen wie z.B. www.aes.ch hinweisen oder anbieten, dass ihr gemeinsam zu einer Beratungsstelle geht, du wartest, damit dein Freund/deine Freundin nach der Beratung nicht allein ist und erzählen kann.

In einem solchen Augenblick braucht dein Freund oder deine Freundin wahrscheinlich besonders viel Zuwendung und Verständnis. Das ist auch für dich nicht einfach. Hast du gewusst, dass du auch als Angehörige/r oder Freund/in dich bei den Fachstellen beraten lassen kannst, wenn es dir zuviel wird oder Fragen offen sind? Und auch die Fachleute von feelok.ch haben für diese besondere Situation ein Dossier zusammengestellt, das dir weiterhilft.

FAKTOREN, DIE DICH VOR EINER ESSSTÖRUNG SCHÜTZEN

  • Wenn es dir nicht so gut geht und du an dir zweifelst: Besinne dich auf deine Stärken – oft verliert man nämlich die eigenen Fähigkeiten aus den Augen. Versuche also, dich auf Dinge zu konzentrieren, die du gut kannst im Alltag. So erhältst du ein Gefühl für das, was dich einzigartig, stark und besonders macht.
  • Wie wichtig ist dein Gewicht für dich? Versuche, dir klarer zu werden, welche Rolle das Gewicht und die Figur für dein Selbstwertgefühl spielen. Und ein Tipp: Schau dir das Kurzvideo Bodytalk an.
  • Nimm dich und deine Gefühle ernst. Du musst nicht immer perfekt sein. Bei Kummer mit jemandem darüber reden und gemeinsam nach Lösungen suchen – das stärkt und hilft, leichter mit Konflikten umzugehen.
  • Alles echt? Versuche einen Blick hinter die Kulissen der Werbeindustrie zu werfen – es ist ein Augenöffner, wenn man begreift, wie sehr die Models, die Bilder und Werbebotschaften, die unsere Schönheitsideale prägen, digital bearbeitet sind, also nicht der Wirklichkeit entsprechen. Das zeigt auch dieses kurze Video sehr gut.
  • Unabhängiger werden von der Meinung anderer. Es ist nicht immer einfach, seinen eigenen Weg zu gehen. Aber es ist ein gutes Gefühl, sich selbst treu zu bleiben, authentisch zu sein. Vielleicht hast du die Erfahrung bereits gemacht, dass es sehr cool und anziehend rüberkommt, wenn jemand so ist, wie er ist und eine eigene Meinung hat.
  • Kochen lernen, Rezepte ausprobieren und die Freunde oder die Familie zum Essen einladen: Kochen für sich und Gäste macht nicht nur Spass. Es ist auch eine gute Möglichkeit, zu geniessen und seine Geschmacksinne für die unterschiedlichen Düfte und Aromen zu schärfen.

WIE STARK ZÄHLT DAS AUSSEHEN?

In einer Zeit, in der sehr viel über Gewicht und Figur diskutiert wird, vermittelt das Projekt Bodytalk einen selbstbewussten Umgang mit sich und der eigenen Schönheit.

Was gefällt dir an deinem Freund oder deiner Freundin besonders? In den gegenseitigen Befragungen geben Mädchen und Jungen offenes Feedback, wie sie das sehen. Klick dich in den Film rein und lass dich überraschen!

Flash ist Pflicht!

ESSSTÖRUNGEN IM ÜBERBLICK

MAGERSUCHT

Magersüchtige sind stark untergewichtig und fühlen sich oft dann noch zu dick. Sie essen extrem wenig und sehr kalorienbewusst. Häufig treiben sie noch intensiv Sport. Die ständige Unterernährung und starke Gewichtsabnahme haben für den Körper lebensgefährliche Folgen – Magersucht (Anorexie) ist eine sehr ernste Krankheit, die tödlich sein kann. Sie tritt häufiger bei Mädchen auf, betrifft jedoch auch Jungs.

BULIMIE

Menschen mit Ess-Brechsucht leiden unter unkontrollierten, übermässigen Essattacken, die sie anschliessend mit Erbrechen oder dem Missbrauch von Abführmitteln ausgleichen. Zur Gewichtskontrolle gehören meist auch viel Sport oder Fasten. Bulimie fällt oft nicht auf, da Betroffene in der Regel schlank oder normalgewichtig sind. Die Sucht belastet jedoch ihr Leben und ihre Gesundheit stark: Zahnschädigungen, Hormonstörungen oder Wassereinlagerungen im Körper (Ödeme) u.a. sind Folgeerscheinungen.

BINGE EATING

Grosse Mengen an Nahrung in kurzer Zeit unkontrolliert verschlungen: Wenn jeweils zwei Essanfälle pro Woche sich über sechs und mehr Monaten wiederholen, spricht man von Binge Eating. Anders als bei der Bulimie ergreifen Betroffene keine Gegenmassnahmen, kompensieren nicht. Binge Eater können normales Körpergewicht haben, sind meist jedoch übergewichtig.

LINKS

feelok.ch hat ein umfangreiches und rundum lesenswertes Dossier zum Thema Gewicht zusammengestellt. Gesundes Gewicht, Über- oder Untergewicht? Wenn du unsicher bist: In einem Test kannst du dich und deine Essgewohnheiten besser einschätzen. Zudem findest du hier viele weitere Tipps und Grundinfos, z. B. auch zu Therapien.

Wenn du an einer Essstörung leidest oder Rat brauchst, kannst du dich an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin wenden. Ebenfalls eine gute Adresse ist die Fachstelle Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen (AES). Die Beratungen sind kostenlos für Betroffene, Angehörige und Freunde. Auf Wunsch auch anonym. Hab’ keine Hemmungen, dort anzurufen und deine Fragen im direkten Gespräch zu klären.

LINKS FÜR ELTERN

Welche Rolle spielen die Themen Figur und Gewicht in der Familie? Einen differenzierten Einstieg ins Thema und viele Tipps und weiterführender Literatur, wie Sie Ihre Kinder stärken können, sich dem allgemeinen Schönheitsdiktat zu entziehen, liefert z.B. ein Artikel, der in der Zeitung DER BUND erschienen ist. MEHR

Bodytalk zum Selbstanleiten: Das Projekt Bodytalk, das u.a. von der Gesundheitsförderung Schweiz und Suisse Balance unterstützt wird, bietet nicht nur Workshops für Eltern, sondern einen Leitfaden und Arbeitsunterlagen, die Sie online downloaden können. MEHR

minuweb ist ein Verhaltenstraining für übergewichtige Jugendliche von 11 bis 18 Jahren.

Folgende Fachstellen helfen Ihnen bei Fragen rund um Essstörungen gern weiter: www.aes.ch und www.netzwerk-essstoerungen.ch

NÜTZLICHE ADRESSEN IN DEINER REGION

Du möchtest direkt mit jemandem in deiner näheren Umgebung sprechen? Hier haben wir für dich Adressen zum Thema zusammengestellt. MEHR

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