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Titel (Pflichtfeld) Auszug von zu Hause - Zusammenzug mit Freund
Fragedatum 08. 05. 2015
Frage (Pflichtfeld)

Liebes Beratungsteam Ich plane gemeinsam mit meinem Freund zusammzuziehen. Wir sind schon seit 5 Jahren ein Paar und freuen uns riesig auf den nächsten Schritt. Trotzdem möchten wir uns absichern, denn man weiss ja nie... Man hört ja Geschichten von Paaren die im Streit auseinandergehen und dann das Bezahlen der Miete verweigern und dann beide betrieben werden. Es gibt verschiedene Mietvertragsmöglichkeiten: \"solidarische Haftung\" oder \"Untermieter\". Welche Variante empfehlen Sie? Was sind die Vor- und Nachteile von jeder Variante? Auf Dauer könnten wir uns im Moment die Wohnung nicht alleine leisten. Haben Sie zudem noch weitere Tipps für den Zusammenzug? Herzlichen Dank
Antwort

Liebe shatzii03

Danke für deine Offenheit und dein Vertrauen ins Tschau. Toll, dass du und dein Freund euch im Voraus erkundigen wollt, was bei einem Zusammenziehen so alles auf euch zukommen könnte. Eine gute Vorbereitung und das Einholen wichtiger Informationen ersparen einem in der Tat oft unangenehme Überraschungen. Eine Garantie, dass das gemeinsame Wohnen ohne Reibereien und Herausforderungen über die Bühne geht, gibt es natürlich nicht. Hilfreich ist da aber sicher, im Vorfeld in aller Ruhe zusammen zu sitzen und wichtige Punkte am besten schriftlich festzuhalten - auch wenn das alles andere als romantisch erscheint.

Ihr habt den Vorteil, dass ihr schon lange ein Paar seid und eure Stärken und Schwächen wahrscheinlich schon sehr gut kennt. Dennoch kann das Zusammenziehen durchaus eine Art „Umbruch“ in einer Beziehung bedeuten. Denn: Mit der neuen Wohnsituation lernt man oft auch neue – oder bisher nicht so wahrgenommene – Seiten des Partners kennen, weil es eben Momente gibt, wo man sich rund um die Uhr sieht. Wenn man sich dessen aber bewusst ist und immer wieder miteinander das konstruktive, offene Gespräch sucht, lässt sich auch diese Herausforderung in der Regel gut meistern.

Unser erster Tipp lautet daher: Vorher offen diskutieren und abklären, wie ihr mögliche herausfordernden Situationen angehen wollt. Nicht vergessen, dabei auch alltägliche Sachen einzubeziehen und zu klären (wie steht es z.B. mit dem Putzen und anderen Hausarbeiten? Gibt es eine Haushaltskasse, mit der gemeinsame Kosten wie z.B. ein WLAN-Anschluss oder das Essen bezahlt werden?). Auch persönliche Gewohnheiten und Erwartungen sind wichtige Themen (z.B. in Bezug aufs Essen, die Nachtruhe, das Ausgehen, das Einladen von Freunden etc.). Ein Stolperstein ist oft auch die Einrichtung, was wem gefällt und was wem begehört. Da ist sicher hilfreich, wenn man das jeweils bei grossen Anschaffungen festhält, damit hier eine gewisse Transparenz herrscht.

Was die Mietvertragsmöglichkeiten angeht:

  • Auf dem Webportal des Mieterverbandes sind die Formen des gemeinsamen Wohnens sehr gut dokumentiert (eine Mitgliedschaft beim Mieterverband kann sich übrigens lohnen, da sich der Verband für Mieteranliegen einsetzt und man als Mitglied Anrecht auf fachliche Beratung hat). Du findest unter diesem Link „Untermiete & Gemeinsam Wohnen“ alles Wissenswerte zu den Mietverträgen und den damit verknüpften Bedingungen für die „Untermiete“ und „Solidarmiete“.
  • Welche Variante in eurem Fall empfehlenswert ist, ist für uns aus der Distanz nicht ganz einfach abzuschätzen. Da gilt es eben auch Vor- und Nachteile abzuwägen, um sich dann gemeinsam bewusst für eine Form zu entscheiden. Was gesagt werden kann: Unterschreibt nur einer von euch einen Mietvertrag, ist er/sie Hauptmieter/in und haftet allein gegenüber dem Vermieter für alle Probleme mit der Wohnung. Wenn die andere Person einen regelmässigen Mietanteil zahlt, wird sie automatisch Untermieter/in des Hauptmieters/der Hauptmieterin. Der Mietverband rät demnach eher zu einer Untermiete, wenn die Dauer des Zusammenwohnens unklar oder ev. kurz ist.
  • Bei der Solidarmiete wird der Mietvertrag gemeinsam unterschrieben, was alle Unterzeichnenden zu gleichberechtigten Mietern macht. Diese Form empfiehlt der Mietverband, wenn die Lebensgemeinschaft auf Dauer angelegt ist. Schwierigkeiten könnten auftreten, wenn z.B. dann doch eine Trennung ins Gespräch kommt zu einem späteren Zeitpunkt, da eine Solidarmiete nur von beiden gekündigt werden kann.
  • Lest am besten die nützlichen Tipps, rechtlichen Konsequenzen und praktischen Beispiele des Mieterverbandes aufmerksam durch. Ihr könnt die Tipps als pdf-Merkblatt (das ihr auch ausdrucken und in Ruhe diskutieren könnt) unter diesem Link, unter „Unterlagen und Tools“ herunterladen. Wir empfehlen euch ausserdem, weitere Infos des Mietverband-Webportals durchzulesen, damit ihr auf der sicheren Seite seid und genau wisst, was eure Rechte als Mieter/in sind.

Was die Finanzierung der gemeinsamen Wohnung betrifft:

  • Es ist wichtig, dass ihr vorher ein Budget aufstellt, damit ihr schwarz auf weiss seht, welche Ausgaben auf euch zukommen (als Richtlinie: Der gesamte Mietzins sollte höchstens einen Viertel des Lohnes ausmachen). Oft ist man sich gar nicht bewusst, was da alles noch für Ausgabeposten dazu kommen – gerade bei einer Wohnung (z.B. Heiz- und Nebenkosten, Mietzinsdepot, Versicherungen etc.).
  • Als Hilfe für die Budgeterstellung dienen euch Budgetvorlagen von budgetberatung.ch. Unter diesem Link findet ihr Vorlagen – auch extra für Paare. Die sorgfältige Aufstellung eines Budgets braucht zwar etwas Zeit und Energie, gibt aber einen realistischen Überblick, was in eurem Fall überhaupt möglich ist. Denn: Fehlt das Geld für die monatliche Miete, kann das schnell in eine Schuldenspirale führen. Daher von unserer Seite noch dieser Tipp: Nur eine Wohnung in Betracht ziehen, wenn – neben der Klärung von eingangs erwähnten wichtigen Punkten – auch die monatlichen Ausgaben längerfristig bezahlt werden können.

Gerne geben wir dir noch zum Schluss diesen Link (vom unabhängigen Konsumentenschutzportal beobachter.ch) an, wo du weitere nützlichen Infos (Budget, Mietzins, -vertrag, Versicherungen, Gebühren, Umzug, sonstige Formalitäten) rund um die eigene Wohnung in einem gut verständlichen Artikel findest. Hast du auch gesehen, dass wir bei tschau.ch eine eigene Rubrik haben, wo wir ebenfalls Tipps verlinkt haben?

Wir hoffen, dass wir dir weiterhelfen konnten und du den einen oder anderen Link gut nutzen kannst. Wir wünschen euch für eure gemeinsame Zukunft alles Gute und viel Geduld, Energie und Glück bei der Wohnungssuche!

Herzliche Grüsse, dein Tschau

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