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Fragenarchiv

Titel (Pflichtfeld) Hochsensibilität
Fragedatum 11. 12. 2013
Frage (Pflichtfeld)

Hoi Tschau Team, recht guten Abend. Habe eine Frage. Was machen wenn man Hochsensibilität hat? Beste Dank für die Antwort.
Antwort

Liebe anouka,

danke für dein Vertrauen. Eine spannende Frage, die du stellst. 

Menschen verarbeiten äussere Reize ganz unterschiedlich. Solche, die sensibel sind, nehmen oft Dinge viel intensiver wahr. D.h. sie hören z.B. Zwischentöne in Gesprächen und fühlen auch ohne viele Worte, wenn es jemandem nicht so gut geht. Da sie sehr durchlässig sein können, nehmen sie z.B. auch Lärm oder einen etwas heftigeren Wortwechsel ebenfalls viel intensiver wahr und leiden unter Umständen heftiger darunter als andere. In hektischen Situationen können sie daher von ihren Emotionen überflutet werden - das kann auch Stress zur Folge haben. Ist diese Sensibilität sehr ausgeprägt, spricht man seit einigen Jahren auch von Hochsensibilität bzw. von hochsensiblen Menschen (Highly Sensitive Person / HSP). Der Begriff stammt ursprünglich aus den USA, wo die Psychologin Dr. Elaine Aaron begann, das Phänomen zu erforschen - noch steckt diese Forschung aber erst in den Anfängen. Elaine Aaron hat ihre Erkenntnisse in populären Ratgebern publiziert, die auch in deutscher Sprache erhältlich sind. D.h. sie schildert das, was sie erforscht hat in unzähligen Interviews mit Betroffenen und gibt da auch praktische Empfehlungen für den Alltag. Vielleicht hast du Lust, da reinzublättern - in manchen Bibliotheken kann man das Buch auch ausleihen. Auch andere haben sich dem Thema angenommen. Eine gute Website zum Thema ist z.B. zartbesaitet.net, wo du ebenfalls sehr umfassende Infos findest. Darunter u.a. auch einen Test sowie viele Tipps zum Download, gerade auch wenn es um den Umgang im Alltag geht.

Du fragst, was du tun kannst, wenn du hochsensibel bist. Anlagen, die man mitbekommen hat, muss man annehmen, d.h. sie sind da und können meist nur bedingt grundsätzlich verändert werden. Die Kunst ist, einen Umgang und eine gute Balance zu finden. Und da ist es wichtig zu wissen, dass Fähigkeiten Sonnen- und Schattenseiten haben. Hochsensibel zu sein, kann auch eine Stärke sein. Dadurch, dass Hochsensible viel wahrnehmen, können sie z.B. einfühlsame ZuhörerInnen sein - das ist gerade in beratenden und helfenden Berufen eine sehr wichtige Fähigkeit. Viele Eindrücke aufnehmen zu können, bedeutet meist auch ein reiches Innenleben - nicht wenige HSP sind daher sehr kreativ, innovativ und oft auch künstlerisch tätig. Schattenseiten hingegen können sein, dass du eben Reize viel stärker aufnimmst und dadurch möglicherweise eher in Stress gerätst. Oder dass du dir Diskussionen weit mehr zu Herzen nimmst als du das möglicherweise müsstest.

Wie gesagt bieten die Website und das Buch, die wir dir nannten umfassende Infos. Wir fassen hier nur ein paar Tipps zusammen im Bezug auf Ausbildung und Job, weil du die Frage unter dieser Rubrik gestellt hast:

  • Wichtig ist, dass du ein Tätigkeitsfeld findest, das dir entspricht. Da lohnt es sich, genau hinzuschauen, ob du z.B. gut mit grösseren Menschenmengen umgehen kannst oder ob dir das schnell zu viel wird. Ob du lieber jemand bist, der im Hintergrund tätig ist oder ob du dich z.B. auch in einem sozialen Beruf siehst. Mache dir eine Liste, was dir regelmässig Stress verursacht. Und schreibe auch auf, wo du merkst, dass du im Flow bist, also rundum zufrieden und auf gute Art produktiv. Versuche, du selbst zu bleiben - du musst dich nicht verbiegen.
  • Plane Zeiten ein, die ganz dir gehören. D.h. Schaue, dass du Momente hast, wo du dich emotional erholen und Eindrücke verarbeiten kannst. Viel Schlaf ist sicher immer gut. Aber auch Entspannungstechniken wie z.B. Yoga können helfen, Druck loszulassen. Im Job oder in der Schule könnte das auch heissen, in Pausen bewusst schnell allein rauszugehen, zwei drei Schritte an der frischen Luft zu machen und dann wieder zurückzugehen.
  • Sei dir bewusst, dass Menschen sehr vielfältig sind. D.h. dass das, was du vielleicht in einer Diskussion als "scharf" im Ton empfindest, in Wirklichkeit v.a. lebhaft ist. Nicht alle Menschen fühlen zudem gleich viel. D.h., dass das, was du möglicherweise als unaufmerksam oder eben unsensibel interpretierst, ev. auch eine Situation sein, wo jemand nicht ganz so viele Antennen hat wie du. Hier sich nicht gleich verletzen zu lassen, sondern ganz ruhig zu bleiben und dem Gegenüber ganz ohne Vorwürfe in Ich-Form Feedback geben, wie du das siehst, kann solche Situationen entschärfen und hat schon zu manchem interessanten Gespräch geführt, wo du auch viel lernen kannst über andere. Gleichzeitig machen dich solche Gespräche auch sicherer im Bezug auf deine Wahrnehmung.
  • Versuche, dir eine Strategie anzueignen, die im Notfall greift. D.h. dann, wenn du merkst, dass du überflutet wirst von Gefühlen. Eine solche Strategie könnte sein, dass du bewusst fünf bis acht Mal tief durch die Nase einatmest und durch den Mund ausatmest - so hast du Zeit, innerlich Distanz zu nehmen und einen kurzen Moment innerlich zur Ruhe zu kommen. Vielleicht stellst du dir auch ein Bild vor, während du so atmest. Zu visualisieren, wie man sich fühlen möchte (z.B. wie ein Vogel oder ein Schmetterling, der frei fliegt) kann ebenfalls helfen. Übe diese Strategie zu Hause. Das gibt dir Sicherheit.

Wenn du den Eindruck hast, dass du oft sehr gestresst bist oder Ängste entwickelst und dich immer mehr zurückziehst: Scheue dich nicht, dir Hilfe zu organisieren. Fachpersonen können dich in einer solchen Situation coachen und dich begleiten, damit du einen guten und für dich positiven Umgang findest. Eine solche Fachstelle im Kanton Zug wäre diese. Wie gesagt: Hochsensibel zu sein, kann auch eine sehr schöne Bereicherung sein!

Wir wünschen dir  auf alle Fälle alles Gute und senden dir liebe Grüsse, dein Tschau

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