Fragenarchiv

Lieber Traktor,

da stellst du eine der Fragen, die die Menschheit weltweit in allen Kulturen seit jeher beschäftigt. Bisher konnte sie noch niemand schlüssig und mit 100%-iger Sicherheit beantworten. Das hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass niemand erzählen und von seinen Erfahrungen berichten kann, wie es sich denn anfühlt, tot zu sein. Und so kommt es, dass die Diskussion anhält und eine wissenschaftlich plausible Antwort noch aussteht. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen, wenn es um die Einschätzung geht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Ärzte, die z.B. den Tod feststellen müssen bei Patientinnen und Patienten, haben ein klares Instrumentarium, nach dem sie arbeiten. Sie sprechen mit ihrer Praxiserfahrung oft auch noch anders darüber, weil sie Patientinnen und Patienten begleiten. Forscher wie z.B. Physiker oder Biologen hingegen suchen v.a. rein naturwissenschaftliche Beweise. Religiöse Menschen wiederum brauchen diesen wissenschaftlichen Nachweis nicht, sondern vertrauen auf das ewige Leben und das, was ihnen der Glaube verheisst. Ganz unterschiedlich stellen sie sich - je nach Glaubenrichtung, der sie angehören - das Jenseits und damit das Leben nach dem Tod vor. Fast alle Religionen beschäftigen sich auch mit diesen Themen: Lebt man als Mensch weiter? Was passiert mit dem Körper? Ist es die Seele, die unsterblich ist? Und wo genau findet dieses Leben dann statt? 

Manche Menschen, die z.B. schwer verunfallt sind, nahe an der Schwelle des Todes standen und überlebten, berichten von sogenannten Nahtoderfahrungen. Sie erzählen dann z.B. von einem hellen Licht, das sie gesehen hätten, berichten von einer Wärme, die sie erfasste, von der Tatsache, dass sie sich von aussen sahen, gleichermassen aus ihrem Körper heraustreten konnten. Und oft hört man dann auch, dass das Leben wie in einem Film vor ihrem inneren Auge nochmals ablief. Auch bei solchen Phänomenen gibt es wissenschaftliche Thesen, wie z.B., dass Sauerstoffmangel eine medizinisch erklärbare Ursache sein könnte. Aber wie ist es mit den anderen Wahrnehmungen? Auf diese existenziellen Fragen gibt - wie gesagt - bisher keine wissenschaftlich plausible Antwort. Sehr interessant scheint uns auch dieser Ansatz: Hat der Glaube an das Jenseits auch mit dem Leben und mit Sinn zu tun? Angehörige, die einen geliebten Menschen verloren haben und ihn schmerzlich vermissen, erzählen oft, dass sie weiterhin seine Nähe spüren, in einen inneren Dialog mit ihm treten können und so Trost finden. Sie ahnen dann, dass es mit ihrer Liebe etwas gibt, das grösser ist als der Verlust und das den Tod überdauern kann. 

Wenn du Lust hast, noch mehr Details über das Thema zu erfahren, könntest du z.B. diese Dokumentation anschauen, die von dem renommierten Magazin Spiegel verfasst wurde. Sie ist online frei zugänglich, vertieft das, was wir dir hier schreiben, und fasst alles Wissenswerte zusammen. Sie lässt auch viele Menschen, die darüber forschen oder persönliche Erfahrungen damit verbinden, zu Wort kommen. Da du 12 Jahre alt bist und das Thema doch sehr komplex ist und viel Diskussionsstoff beinhaltet, empfehlen wir dir, die Dokumentation zusammen mit einer erwachsenen Person zu schauen. Wie gesagt, hast du dann die Gelegenheit, bei Unklarheiten mit jemandem direkt darüber zu sprechen. Hier ist der Link:  http://www.spiegel.de/sptv/dokumentation/a-811652.html. Falls du z.B. einen Vortrag zum Thema für die Schule vorbereiten musst, findest du gute Infos, was die unterschiedlichen Religionen über das Leben nach dem Tod denken, knapp und anschaulich formuliert hier. Das kannst du auch nur nach Stichworten wie z.B. Buddhismus, Christentum usw. gezielt anschauen. Zugleich ist in diesem Dokument auch aufgeführt, was Philosophen - gestern und heute - dazu meinen. Auch das liefert manchen Gedankenanstoss, der es wert wäre, länger darüber zu diskutieren.

Herzliche Grüsse, dein Tschau.